Ohne Frieden kein Fortschritt

Viele Kinder können momentan die Schule nicht besuchen weil der Schulweg nicht sicher genug ist.
Viele Kinder können momentan die Schule nicht besuchen weil der Schulweg nicht sicher genug ist.

 

Im letzten Jahr konnten wir voller Stolz die neue EKIMA Primary School ihrer Bestimmung übergeben. Für 80 Kinder hieß das, endlich ein sicherer, trockener und schöner Ort zum Lernen. Richtige Klassenzimmer mit Schulbänken aus Holz wo vorher nur eine Hühnerleiter war. Die ganze Gemeinde war und ist mega-stolz auf die erste Schule weit und breit aus soliden, selbstgefertigten Ziegelsteinen und einem guten Metalldach. 

 

Im Frühsommer haben wir entschieden diese tolle Schule um ein weiteres Gebäude mit zwei Klassenräumen und einer Toilettenanlage zu erweitern. Die Finanzierung war dank sehr großzügiger Partner und vielen individuellen Spendern schnell auf die Beine gestellt. Im August konnten wir alle benötigten Materialien, die es im Hochland nicht gibt (z.B. Zement, Eisen, Rohre, WC’s einen Wassertank und vieles mehr) in Bukavu kaufen und mit dem LKW zur Baustelle transportieren.

 

Der Plan war die Trockenzeit zu nutzen, um das zweite Gebäude zu errichten und die neuen Klassenzimmer bis Ende Dezember fertigzustellen. Dann kam alles ganz anders. 

 

Unsere großartige Koordinatorin Masoso Bideri verschob ihre Reise ins Hochland mehrfach aufgrund der prekären Sicherheitslage. Voller Tatendrang machte sie sich mit drei Wochen Verspätung auf den beschwerlichen Weg nach Minembwe, dem Verwaltungszentrum des Hochlandes in dem auch EKIMA liegt. Kurz nach ihrer Ankunft dort verschlechterte sich die Sicherheitslage abermals. Masoso berichtete von Angriffen auf die Landbevölkerung durch Mai-Mai Milizen, bei denen es zu Toten und Verletzten kam. Nach wenigen Tagen war die Situation so schlimm, dass viele Menschen aus Angst vor den Mai-Mai die Nächte nicht in ihren Häusern, sondern im Wald verbrachten. Im Laufe der nächsten Tage und Wochen wurden die Überfälle so häufig und unberechenbar, dass viele tausend Menschen in die Stadt Minembwe flohen. Das öffentliche Leben im Hochland kam praktisch zum Erliegen. 

 

Konkret heißt das, die Menschen gehen nicht mehr raus auf ihre Felder oder zu ihrem Vieh; Transporte von und ins Hochland sind praktisch eingestellt und viele Kinder können momentan nicht die Schule besuchen weil der Schulweg nicht sicher genug ist. 

 

Für unser Projekt ist das eine schwierige Situation die unser Team aus Ehrenamtlichen vor wichtige Fragen stellt. Auf der einen Seite wollen wir den Erweiterungsbau so bald wie möglich fertigstellen, auf der anderen Seite steht die Sicherheit unserer Mitarbeiter vor Ort an erster Stelle. Wir haben uns also entschieden die bereits gekauften Materialien sicher einzulagern und je nach Sicherheitslage Tag für Tag neu zu entscheiden welche Arbeiten wir wann ausführen können. So konnten wir trotz Allem bereits die Ziegeln herstellen, den Aushub für das Fundament machen und Natursteine sammeln die ebenfalls für das Fundament gebraucht werden.

 

Diese Situation führt uns vor Augen in welchem Umfeld wir uns engagieren und wie wichtig Friede für unsere Arbeit im Kongo ist. Die ethnischen und politischen Probleme die zu den Kämpfen geführt haben sind für uns kaum zu erfassen und schon gar nicht änderbar. Darum konzentrieren wir uns darauf, wenn irgendwie möglich, den Kindern mit Bildung und Ausbildung zu einer fairen Chance zu verhelfen und so vielleicht ein Bisschen dazu beizutragen die Zukunft in der Region sicherer und friedlicher zu machen. 

 

Wir wünschen uns eine friedlichere Zeit, um den Schulbau bald fertigzustellen und vor allem wünschen wir uns Frieden für unsere Freunde im Kongo.